Kirche St. Moritz

Installation zur Fastenzeit

Heuer jährt es sich zum 20. Mal, dass in St. Moritz, einer der ältesten Kirchen im Zentrum von Augsburg, eine Rauminstallation gezeigt wird. „Undo ending“ heißt in diesem Jahr die fastenzeitliche Intervention, die zwei in Leipzig lebende Künstler gestaltet haben: Im rechten Seitenschiff hat Benjamin Appel einen eigenen Raum gestaltet, während Monitore, eine Video-Klang-Arbeit, geschaffen von Carolina Pérez-Pallares, im gesamten Gotteshaus verteilt sind.

„Diese Kirche gehört nicht uns, den hier arbeitenden Menschen. Wir sind dazu da, diesen Raum anzubieten, zu öffnen“, sagte Pfarrer Helmut Haug bei der Vernissage. Die Kirche sei auch ein Ort, um Kunstschaffenden einen Raum zu geben, Begegnungen zu fördern, bleibe aber stets ein sakraler Raum, ein Ort des Geheimnisses.

Carolina Pérez-Pallares hat in der Moritzkirche mehrere Monitore aufgestellt und eine Klanginstallation entwickelt, deren Töne flüchtig und nur unmittelbar erfahrbar sind. Die Musik hierfür entstand an der Nordsee, wo der Wind ständig weht, mal mild, mal stürmisch. In Flaschenhälsen bricht er sich und verlässt in unterschiedlichen Tönen seinen engen Raum. Die Musik ist nicht greifbar, sie steht im Kontrast zur steinernen Dauerhaftigkeit des Gebäudes und seiner großen Orgel. 

Die Bilder auf den Monitoren zeigen Meer und Ufer in unterschiedlichen Stimmungen, doch immer sind eine oder mehrere Flaschen als Klangkörper im Vordergrund zu sehen. Die Aufnahmen sind in den Seitenschiffen so arrangiert, dass ganz verschiedene Kompositionen entstehen. Die 1980 in Quito (Ecuador) geborene Carolina Pérez-Pallares ist Absolventin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Sie stellte bereits im Zentrum für Gegenwartskunst Augsburg aus. Internationale Ausstellungen machten sie bekannt.

Benjamin Appels Werk steht im spannungsvollen Gegensatz zur Arbeit seiner Künstlerkollegin. Er hat ihm den Titel „Ein Boden ist wie eine Wand – nur anders“ gegeben. „Das Rechteck ist eine zentrale Form“, erklärt Appel. Es sei überall beherrschend. Es stehe symbolisch für die Beziehung des Menschen mit der Welt. Der Mensch wohne in einem Rechteck, esse, schlafe darin und werde darin begraben.

Kirchenpfeiler geben Halt

In „Undo ending“ entwirft Appel, Kunstpreisträger der Stadt Augsburg, einen gut 30 Quadratmeter großen Raum, begrenzt in der Höhe durch eine rechteckige Gipsplatte, umschlossen mit Alltagsmöbeln wie Tischen, Stühlen, Regalen. Die Pfeiler der Kirche geben der Behausung sakralen Halt. 

Benjamin Appel ist 1978 in Augsburg geboren und studierte wie Pérez-Pallares an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Seit 2005 nahm er an vielen Ausstellungen teil. Seine Werke waren auch des Öfteren in seiner Geburtsstadt zu sehen.

„Was verbindet das Heilige mit dem Alltäglichen, das Erhabene mit dem einfach Ursprünglichen? Was unterscheidet einen sakralen Raum vom persönlichen Schutz- und Lebensraum, und gibt es dazwischen neue Spielräume?“ Michael Grau, Kurator und Kunstreferent an der Moritzkirche, stellt diese Fragen an die Besucher, die sich in den kommenden Wochen im Gotteshaus auf die Rauminstallationen einlassen. „Bis zum 10. April haben wir jetzt einen Spiel- und Reflexionsraum. Danach ist alles wie vorher – oder anders.“

Ingrid Paulus

Info: Die Installationen sind bis 10. April montags bis samstags von 9 bis 17.30 Uhr, sonntags von 12 bis 17.30 Uhr zu sehen. Die Klanginstallation ist immer zehn Minuten vor jeder vollen Stunde zu hören, außer während der Gottesdienstzeiten.

27.02.2022 - Bistum Augsburg , Fastenzeit , Kunst